Modellierung der Folgen von Klimawandel und Neobiota für den Bodensee
Der Bodensee ist als einer der größten Alpenseen ein einmaliges grenzüberschreitendes Ökosystem zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz und bietet der Bevölkerung im Einzugsgebiet und weit darüber hinaus wichtige Ökosystemleistungen. Von zentraler Bedeutung ist der Bodensee als Trinkwasserspeicher sowie für Wirtschaft, Fischerei, Tourismus, Freizeitsektor, thermische Nutzung, Naturschutz und den grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt in der Region.
Die Bodenseeregion wird nach den bisherigen Erkenntnissen überdurchschnittlich vom Klimawandel betroffen sein. Eine Quantifizierung der Auswirkungen auf den Bodensee ist deshalb aufgrund der umfangreichen Nutzungen des Bodensees als Trinkwasserreservoir und als zentrales Element für die Tourismus- und Wirtschaftsregion notwendig. Der Erhalt des guten ökologischen und chemischen Zustands ist oberstes Ziel für die Bodenseeregion.
Zusätzlich kämpft das Ökosystem Bodensee mit den Folgen invasiver Arten (v. a. Stichling und Quaggamuschel), die den See und viele seiner Nutzungen stark in Mitleidenschaft ziehen. Aufgrund des fortschreitenden Klimawandels, der sich schneller entwickelt als prognostiziert, und aufgrund neuer Störfaktoren (Schadstoffeinträge, invasive Arten) besteht ein dringender Bedarf, die bestehenden Modelle für den Bodensee zu verbessern und mit aktuellen Klimavorhersagen zu verknüpfen.
Dies ermöglicht aktualisierte Vorhersagen der Folgen des Klimawandels, unter Einbezug der Auswirkungen von invasiven Arten, auf das Ökosystem Bodensee und dessen nachhaltige Nutzung. Damit lassen sich Aussagen zu möglichen, gezielten Anpassungsmaßnahmen und Strategien für ein nachhaltiges Management und Schutz des Bodensees bei bestehender und zukünftiger Nutzung entwickeln.
Die entwickelten Modelle sind breit einsetzbar und somit kann der Wissensschatz aus dem Bodensee auch anderen voralpinen Seen im Alpenraum zugutekommen. Die Erkenntnisse werden direkt dazu beitragen, effizientere Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität und der Funktionsweise dieser Seeökosysteme und damit der Lebensqualität in den jeweiligen Regionen zu treffen.
SeeWandel-Klima ist offiziell im Juli 2023 gestartet, mit einer Laufzeit von 3 Jahren und 6 Monaten (bis Ende 2026). SeeWandel-Klima erhält Unterstützung von Interreg und den internationalen Kommissionen am Bodensee: Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB) und Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF).
Teilprojekte:
- TP 1: Vergangene Klimaänderungen im Bodensee – Lehren für die Zukunft
Teilprojektteam: Dr. Matthias Heckmann, Dr. Martin Wessels & Dr. Harald Hetzenauer
Institut für Seenforschung (ISF) der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW), Deutschland - TP 2: Folgen von Klimawandel-verursachter phänologischer Entkopplung im Nahrungsnetz des Bodensees
Teilprojektteam: Barnaby Roberts, PD Dr. Alexander Brinker & Dr. Jan Baer
Fischereiforschungsstelle Langenargen (FFS) des Landwirtschaftlichen Zentrums Baden-Württemberg (LAZBW), Deutschland - TP 3A: Einfluss von wärmeren Wintern und Neozoen auf Planktonphänologie und Nahrungsnetzinteraktionen im Bodenseeplankton
Teilprojektteam: Dr. Luca Schenone & PD Dr. Dietmar Straile
Universität Konstanz, FB Biologie – Limnologisches Institut, Deutschland - TP 3B: Klimafolgenabschätzung für die Flachwasserbiozönosen des Bodensees
Teilprojektteam: Dr. Almut Hanselmann & PD Dr. Dietmar Straile
Universität Konstanz, FB Biologie – Limnologisches Institut, Deutschland - TP 4: Wasserflohgemeinschaft im Klimawandel – Öko-evolutionäre Effekte und Konsequenzen
Teilprojektteam: Dr. Tim Maes & Prof. Dr. Markus Möst
Universität Innsbruck, Forschungsinstitut für Limnologie, Mondsee, Österreich - TP 5: Prognose der klimabedingten Änderungen von Hydrodynamik und Wasserqualität im Bodensee
Teilprojektteam: Dr.-Ing. Ulrich Lang, Dipl.-Ing. Stefan Mirbach, M.Sc. Irina Weber & Dipl.-Ing. M.Sc. Armin Durach
Ingenieurgesellschaft Prof. Kobus und Partner GmbH (kup), Deutschland