Teilprojekt 6B

Forschungsansatz | Ziele | Projektteam

Wie wirken sich Klimawandel und Nährstoffschwankungen auf die ökologischen Interaktionen des Planktons und die Stabilität des Ökosystems im Bodensee aus?

Forschungsansatz

Aquatische Mikroorganismen wie Algen und Zooplankton beeinflussen viele Ökosystemprozesse wie Primärproduktion, Fischbiomasse, Sauerstoffgehalt des Wassers und Wasserqualität (Declerck & Senerpont Domis 2023 Hydrobiologia; Elser 1999 Freshwater Biology; Naselli-Flores & Padisák 2023 Hydrobiologia). Die ökologischen Wechselwirkungen (und ihre zeitliche Stabilität) zwischen Algen, Zooplankton, Nährstoffen und Temperatur sind in der Tat der Motor für die Funktionsweise und die Widerstandsfähigkeit des Nahrungsnetzes in Seen (Bergström & Karlsson 2019 Global Change Biology; Merz et al. 2023 Nature Climate Change). Diese ökologischen Wechselwirkungen bleiben jedoch aufgrund des Mangels an Daten, geeigneten Analysemethoden und der Komplexität und Vielfalt der Nahrungsnetze in Seen weitgehend unerforscht (Reynolds 2008 International Review of Hydrobiology).

Ziele

In diesem Teilprojekt wollen wir folgende Forschungsfragen beantworten:

  • Wie haben sich die Planktoninteraktionen im Bodensee im Laufe der Zeit, als Folge von Erwärmung, Nährstoffschwankungen und Arteninvasionen verändert?
  • Wie beeinflussen zukünftige Szenarien der Wassertemperatur und des Nährstoffgehalts gemeinsam die Planktoninteraktionen und die Stabilität des Bodensee-Ökosystems?

Ein Mosaik von Planktonorganismen, die in den Schweizer Seen leben. Diese Organismen bilden das Nahrungsnetz des Planktons, das wir in diesem Teilprojekt untersuchen wollen.
(Aquascope.ch)

Hypothesen

Wir gehen davon aus, dass sich die Stärke und Art (z. B. Konkurrenz, positive Interaktionen – Begünstigungen, Räuber-Beute) der Planktoninteraktionen im Laufe der Zeit aufgrund der Steuerung der Populationsdynamik und des Verhaltens durch Umweltfaktoren ändern. Temperatur, Nährstoffgehalt und zwischenartliche Interaktionen werden auf verschiedenen zeitlichen und räumlichen Ebenen unterschiedlich reagieren (Bergström & Karlsson 2019 Global Change Biology; Merz et al. 2023 Nature Climate Change; Pace & Cole 2000 Canadian Journal of Fisheries and Aquatic Sciences).

Auf der Grundlage früherer Arbeiten erwarten wir, dass die Erwärmung starke Auswirkungen auf die Planktoninteraktionen haben wird, und zwar in einem ähnlichen Ausmaß wie die Eutrophierung (Merz et al. 2023 Nature Climate Change). Daher gehen wir davon aus, dass der künftige Anstieg der Wassertemperatur die Stabilität der Planktoninteraktionen verringern und möglicherweise mehr Arteninvasionen ermöglichen wird (Bartley et al. 2019 Nature Ecology and Evolution).

Wir erwarten, dass wir Signaturen von Arteninvasionen (z. B. Stichling, Quaggamuschel) im Interaktionsnetzwerk beobachten können und dass diese Signaturen eine Vorhersage der Folgen möglicher zukünftiger Invasionen ermöglichen (Ye und Sugihara 2016 Science).

Wir gehen davon aus, dass die jährliche Variabilität der Stärke der Planktoninteraktionen in geringem Maße mit der Klimaerwärmung zusammenhängt, während andere biotische Faktoren wie die Zusammensetzung der Zooplanktongemeinschaft und die Sukzessionsmuster ebenso wichtig sein können (Kowalczewska-Madura et al. 2007 Oceanological and Hydrobiological Studies; Shimoda et al. 2011 Journal of Great Lakes Research).

Relevanz

Die Beantwortung dieser Hypothesen macht das Forschungsprojekt für die Öffentlichkeit hochrelevant, mit potenziellen Auswirkungen auf den lokalen Naturschutz und die Entscheidungsfindung im Zusammenhang mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die Ökosystemleistungen des Bodensees (z. B. Fischerei und Wasserqualität). Dieses Teilprojekt ist auch in seinen wissenschaftlichen Disziplinen (aquatische Ökologie, Ökologie von Lebensgemeinschaften und Nahrungsnetzen sowie Limnologie) höchst innovativ, da es datengesteuerte Ansätze kombiniert. Wir werden Rückschlüsse auf die Dynamik des Nahrungsnetzes im See ziehen und Prognosemodelle erstellen, die das Management natürlicher Ressourcen unterstützen können – insbesondere für ein Ökosystem, das wie der Bodensee äußerst wertvolle Dienstleistungen erbringt.

Methoden

Wir werden die Wechselwirkungen zwischen den funktionellen Gilden des Planktons sowie zwischen den Taxa und ihrer abiotischen Umwelt (Klimawandel, Nährstoffgehalt) modellieren. Dazu verwenden wir Zeitreihendaten des planktonischen Nahrungsnetzes (Primärproduzenten, Herbivoren, Mixotrophe und Carnivoren), der Nährstoffbelastung und der Wassertemperatur von 10 Seen (einschließlich des Bodensees). Aus diesen Zeitreihendaten leiten wir i) das zeitlich variierende Netzwerk von Taxa-Interaktionen und ii) ihre Reaktionen auf Umweltbedingungen ab, indem wir das Empirische Dynamische Modell (EDM) verwenden (Chang et al. 2017 Ecological Research; Munch et al. 2023 Methods in Ecology and Evolution). EDM ist die modernste Methode zur Datenmodellierung und Vorhersage in nichtlinearen dynamischen Systemen wie Planktonnahrungsnetzen in Seen (Merz et al. 2023 Nature Climate Change; Kollas et al. 2024 Scientific Reports; Ye et al. 2015 Scientific Reports). Die Reaktionen wichtiger Taxa wie des toxischen Cyanobakteriums Planktothrix rubescens auf Nährstoffe, Temperatur und biotische Faktoren werden verwendet, um ihre Dominanz in Abhängigkeit von den Umweltbedingungen zu modellieren, während die Eigenschaften der Plankton-Interaktionsnetze zur Abschätzung der Stabilität des Ökosystems genutzt werden.

Überblick über die Foschungsarbeiten im Teilprojekt: In diesem Teilprojekt werden die Monitoringdaten des planktonischen Nahrungsnetzes (Primärproduzenten, Herbivoren, Mixotrophe und Carnivoren) und Umweltfaktoren aus 7 Seen (einschließlich Bodensee) verwendet, um Interaktionen zwischen Arten sowie zwischen Arten und ihrer abiotischen Umwelt (Klimawandel, Nährstoffgehalt) zu modellieren. Aus den Zeitreihendaten leiten wir i) das zeitlich veränderliche Netzwerk von Taxa-Interaktionen und ii) ihre Reaktionen auf Umweltbedingungen ab, indem wir EDM (Chang et al. 2017 Ecological Research) verwenden. Die Reaktionen von Schlüsseltaxa wie dem toxischen Cyanobakterium Planktothrix rubescens auf abiotische und biotische Faktoren werden zur Modellierung ihrer Dominanz in Abhängigkeit von den Umweltbedingungen verwendet, während die Eigenschaften der Plankton-Interaktionsnetzwerke zur Abschätzung der Stabilität des Ökosystems genutzt werden. Die Zusammenarbeit mit anderen Projektpartnerinstitutionen (Eawag, Universität Konstanz, Kobus und Partner) wird die Vorhersage von Veränderungen der oben genannten Endpunkte unter zukünftigen Szenarien von Umweltveränderungen (Nährstoffgehalt, Klimaerwärmung) ermöglichen.

Zusammenarbeit im SeeWandel-Klima Projekt

Phänologie des Planktons (Universität Konstanz, Teilprojekt 3A).

Vorhersage von Temperatur und Nährstoffen (kup, Teilprojekt 5).

Invasive Arten (Eawag, Teilprojekt 6C).

Projektteam

Eawag: Das Wasserforschungsinstitut des ETH-Bereichs, Abteilung Aquatische Ökologie, Schweiz

  PD. Dr. Francesco Pomati – Projektleitung

  Dr. Leonardo Capitani – Wissenschaftler

  Stefanie Eyring – wissenschaftliche Mitarbeit

  Mathys Bourqui – wissenschaftliche Mitarbeit

In Zusammenarbeit mit

Prof. Dr. Stephan Munch, U.S. Department of Commerce, National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), Fisheries, Southwest Fisheries Science Center, U.S.A. & Institute of Marine Sciences, University of California Santa Cruz, U.S.A.
Wissensaustausch Modellierung

Wissenschaftliche Mitarbeitende

M.Sc. Steffen Bader

Fischereiforschungsstelle Langenargen (FFS-LAZBW)

Forschungsgebiete:
Fischmonitoring, Fischökologie Fließgewässerrevitalisierung, urbane Fischgemeinschaften, fischbasierte Gewässerbewertung
Teilprojekt: L12

steffen.bader@lazbw.bwl.de
+49 (0)7543 930 8331

Dr. Maria Cuenca Cambronero (Alumna)

Eawag, Fischökologie & Evolution

Forschungsgebiete:
evolutionäre Ökologie, Zooplankton-Gemeinschaften, phänotypische Plastizität, genetische Anpassung
Teilprojekt: L13

Dr. Stuart Dennis (Alumnus)

Eawag, Aquatische Ökologie

Forschungsgebiete:
Evolutionsbiologie, phänotypische
Plastizität, Genomik
Teilprojekt: L10

Dr. J. Tyrell DeWeber (Alumnus)

Fischereiforschungsstelle Langenargen (FFS-LAZBW)

Forschungsgebiete:
Fischereiökologie und -management, statistische Modellierung ökologischer Prozesse, Entscheidungswissenschaft
Teilprojekt: P2

Dr. Iris Dröscher (Alumna)

Inst. für Seenforschung (ISF-LUBW) 

Forschungsgebiet:
Limnologie
Teilprojekt: P7

Dr. Cameron Hudson

Eawag, Fischökologie & Evolution

Forschungsgebiet:
phänotypische Evolution invasiver Arten
Teilprojekt: L13

cameron.hudson@eawag.ch
+41 (0)58 765 2120

Dr. Benjamin Kraemer

Universität Konstanz, Limnologisches Institut

Forschungsgebiet:
Reaktionen der Seen auf den Klimawandel
Projekt: Synthese

ben.m.kraemer@gmail.com

Dr. Moritz Lürig (Alumnus)

Eawag, Fischökologie & Evolution

Forschungsgebiete:
Artinteraktionen, phänotypische Evolution, ökologische Informatik, Computervision, Zeitreihen
Teilprojekt: L13

name

M.Sc. Barbara Scholz (Alumna)
Fischereiforschungsstelle Langenargen (FFS-LAZBW)

Forschungsgebiet:
Fischökologie in Seen
Teilprojekt: L12

name

Dr. Bernd Wahl
Inst. für Seenforschung (ISF-LUBW) 

Forschungsgebiet:
Seenphysikalische Fragestellungen
Teilprojekt: P7

bernd.wahl@lubw.bwl.de
+49 (0)7543 304 170

name

Dr. Simone Wengrat Ribeiro
Universität Konstanz, Limnologisches Institut

Forschungsgebiet:
Paläolimnologie
Teilprojekt: P8

simone.wengrat-ribeiro@uni-konstanz.de
+49 (0)177 9223 743

name

PD Dr. Elizabeth Yohannes (Alumna)
Universität Konstanz, Limnologisches Institut

Forschungsgebiete:
stabile Isotopenökologie, Tierbewegung und Migration, invasive Arten
Teilprojekte: P8, L9

Mit Unterstützung von

SeeWandel-Klima
Überlandstrasse 133
CH-8600 Dübendorf
E-Mail: seewandel@seewandel.org
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